Fast mein ganzes Leben habe ich mit Pferden und Ponys verbracht.
Als Kind und Jugendliche hatte ich das Glück einer wunderbaren Bekanntschaft und Freundschaft mit einer Lehrerin und Pädagogin die Ponys besaß. Mit ihren Ponys durften wir umgehen und sie gab damit uns Kindern die Chance von und mit Tieren zu sein und zu lernen.
Dabei ging es nicht nur ums Reiten, sondern der Umgang und die Fürsorge standen im Vordergrund. Für uns Kinder war das eine magische Vorbereitung aufs Leben.
Auf spielerische Weise lernten wir Pflichten und Verantwortung zu übernehmen. Wir durften mit einem Partner umgehen, der uns freundlich aber deutlich klar machte, wenn wir zu aufgeregt, zu unkonzentriert oder zu fordernd waren. Der Umgang förderte ebenso unsere Empathie Fähigkeit und emotionale Intelligenz.
Im Sommer weideten die Ponys auf einer großen Wiese mit einem Strand an der Schlei. Stundenlang saß ich, so oft es meine Zeit zu lies, im Sand oder Gras und beobachtete. Es war eine Herde von 10 -12 Tieren.
Ich versuchte zu verstehen, wie sie miteinander umgingen und kommunizierten. Wer hatte wann und warum das Sagen? Pferde haben eine klar definierte Herdenstruktur. Mit deutlicher Körpersprache, die sehr minimalistisch sein kann, verständigen sie sich. Jeder in der Herde hat seine Aufgabe und seinen Rang. Als Fluchttiere sind sie aufmerksam und achtsam, nehmen in ihrem Umfeld jedes feine Signal war. Sie sind immer im Hier & Jetzt. Dies zu beobachten förderte unsere Achtsamkeit und das Verständnis für soziale Strukturen.
Während ich diese Sätze schreibe, tauchen vor meinen inneren Augen Bilder auf und berühren mich zutiefst.
Ein altbekanntes Glücksgefühl von wohligem Vertrauen und entspannter Zuversicht breitet sich in meinem Körper aus. Wie dankbar kann ich sein, solche Kraftorte in mir zu haben.
Eine Zeitlang schienen sie vergessen, aber jetzt sind sie wieder da, als wäre es gestern gewesen – der Geruch der Ponys, dem Gras, dem Wasser und dem Sand, das weiche Fell unter meinen Händen. Im warmen Sand sitzend, manchmal einen dösenden Pony Kopf im Schoss, ein Buch lesen oder einfach nur Dasein. Präsent im Moment. Dieses besondere Geschenk von Vertrauen, Vertrautheit und Verbindung mit den Tieren und der Natur mit allen Sinnen wahrnehmend.
Diese inneren Bilder sind es, die uns in herausfordernden Zeiten Stärke und Zuversicht geben. Mit ihnen können wir unser Selbstbewusstsein stärken, innere Ruhe wieder finden und/oder uns kraftvoll und sicher fühlen.
Wie diese Bilder entstehen, erklärt der Neurobiologen Dr. Gerald Hüther anschaulich in einigen seiner Vorträge. Bei allen Erlebnissen / Erfahrungen vernetzt das Gehirn die Wahrnehmung (das was Erfahren wird) mit dem Gefühl, der Emotion und der körperlichen Reaktion. Das bedeutet gleichzeitig kognitiv, sensorisch, motorisch und emotional bewusst zu sein.
Wenn einer dieser Bereiche durch einen äußeren- oder inneren Reiz wieder angesprochen wird, zeigt sich das entsprechende innere Bild.
Diese aktivieren in Körper und Geist sofort die Wahrnehmungen, Gefühle und Emotionen, die damit verbunden waren. Das großartige ist, das wir ein Leben lang immer wieder neue Bilder schaffen können.
Wenn wir in einem schönen Moment innehalten und bewusst mit allen Sinnen die aktuelle Situation aufnehmen. (Mindestens 2 Minuten)
Dann speichert unser Gehirn mit vielen synaptischen Verbindungen ein inneres Bild, wie einen Schnappschuss. Diese Schnappschüsse lassen sich im Alltag nutzen.
Nicht unerwähnt bleiben darf, dass sich ebenso negative Bilder einprägen und durch Trigger abrufbar sind.
Umso wichtiger ist es sein Gehirn mit Wohlfühl– und Kraftbildern zu füttern. Negative Bilder können so ihre Macht verlieren.
Erst kürzlich: Ich musste zu einem wichtigen Termin und war schon einige Minuten zu spät dran. – Wo ist denn schon wieder der Autoschlüssel?... und ständig einen der Hunde vor den Füssen, „Nein, Molly du darfst heute nicht mit, leg Dich auf Dein Plätzchen! Ich hab’s eilig! “ – Endlich im Auto und jetzt DAS – der Fahrer vor mir kennt nur den ersten Gang! Himmel hilf! Mein System ist auf 180. Adrenalin pur, so kann ich nicht bei meinem Termin auftreten! Mein Gehirn spult in höchster Geschwindigkeit alle schrecklichen Dinge ab die passieren könnten, weil ich zu spät komme....
Aber STOP- Ich halte inne und rufe mir eins meiner magischen Wohlfühl- und Kraft Bilder ins Gedächtnis: Ich gehe mit einem der Ponys, und passe mich auf ganz natürliche Weise seinem Schritt und seiner Atmung an. Wir sind gemeinsam im Moment, ruhig und entspannt. Nichts muss beschleunigt werde, alles hat seinen Moment. Sofort spüre ich wie mein Körper reagiert und finde mich wieder.
Als ich bei meinem Termin ankam, war ich fokussiert und ausgeglichen.
Inzwischen habe ich eine ganze Bibliothek von inneren "Schnappschüssen". Sie haben natürlich nicht alle mit Pferden zu tun. Eine wunderbare Begegnung mit einem besonderen Menschen, sein Sonnen-auf oder -untergang, Begebenheiten die mich positiv berührt haben. Je nach Situation helfen sie mir, in einen gewünschten inneren Zustand zu kommen. Es funktioniert nicht immer, aber je öfter ich übe, desto besser ist der Erfolg. Im Alltag bemühe ich mich achtsam zu sein und mein Gehirn mit wunderbaren inneren Bildern zu versorgen.
Beim Coaching mit den MINDFUL PONYS® erleben wir oft, dass sich Teilnehmer innere Kraftbilder zu Stärke, Selbstbewusstsein und Entspannung schaffen und berichten, dass diese auch Wochen nach dem Coaching für sie wirksam sind.
Auch davon trage ich innere Bilder, die sich in mir mit einem wohligen Gefühl von Dankbarkeit, Demut und Stille ausbreiten.
© Daniela von Melle 2024